COP26 und Luxembourg

COP26 (Oktober 31 – November 12, 2021)

Was ist, wenn der Klimawandel bereits den Punkt erreicht hat, an dem es kein Zurück mehr gibt? Ein Kipppunkt, der zum unausweichlichen Systemkollaps führt, oder, mit anderen Worten, der unaufhaltsame Ökozid? Da wir uns nicht mehr auf das Klima verlassen können, das wir ziemlich stark geschädigt haben, und auch nicht auf den Boden, den wir so missbraucht haben, dass er verarmt und chemisch verseucht ist, dass er nicht mehr genutzt werden kann, was bleibt dann noch für die Landwirtschaft und die daraus resultierende Wirtschaft zu hoffen? Denn was können wir ohne gesunde Ernten in die Verkaufsregale stellen? Aber das sind die vorhersehbaren Folgen der jetzt stattfindenden Veränderung, die wir mit all unserem Geld nicht vermeiden können…[1]

Am 9. August 2021 veröffentlichte der Zwischenstaatliche Ausschuss für Klimaänderungen (IPCC) seine bisher schärfste Warnung. [2]. Er warnt vor großen und unvermeidlichen Klima- und Umweltveränderungen. Darüber hinaus werden im November dieses Jahres in Glasgow unter der Schirmherrschaft der Vereinten Nationen im Rahmen der COP26 wichtige Verhandlungen stattfinden, bei denen alle Fragen (sozialer, wirtschaftlicher, wissenschaftlicher und anderer Art) erörtert werden, die mit dem Klimaproblem fast aller Staaten zusammenhängen. Es wird erwartet, dass jedes der 195 teilnehmenden Länder seine konkreten Pläne und tatsächlichen Verpflichtungen zur drastischen Reduzierung seiner Treibhausgasemissionen vorstellt. Da der IPCC jedoch bereits deutlich davor warnt, dass eine Begrenzung der Erwärmung auf etwa 1,5°C oder sogar 2°C unerreichbar ist, wenn wir keine drastischen Anstrengungen unternehmen, könnte man sich fragen, ob die COP26 überhaupt sinnvoll ist. Die patentierte Apathie der politischen "Mächtigen", ihre lauwarme Unterstützung (wenn nicht sogar eine kaum verhüllte Feindseligkeit) für Bürgerinitiativen, die in die richtige Richtung gehen, und der Spielraum, der dem Druck der Lobbys (nicht nur der Industrie) eingeräumt wird, machen diese "COP"-Veranstaltungen bestenfalls zu Maskeraden und schlimmstenfalls zu einer schönen Schweinerei auf Kosten der Welt.

Und hat unser Land, Luxemburg, irgendwelche Pläne vorzuschlagen und starke Verpflichtungen auf den Tisch zu legen? Denn laut der Rangliste des Earth Overshoot Day [3] handelt Luxemburg mit seinem zweiten Platz nach Katar weitgehend unverantwortlich. Es verbraucht mehr als das Siebenfache der Menge an natürlichen Ressourcen, mit der sich ein Land von unserer Größe begnügen sollte, um eine positive Bilanz zu ziehen, die für nachhaltige Entwicklung und erneuerbare Ressourcen steht. Stattdessen sollten wir angesichts der Tatsache, dass 100 % unseres Jahresbudgets für natürliche Ressourcen nach nur 47 Tagen verbraucht sind, nicht mehr von Mehrverbrauch, sondern nur noch von Missbrauch sprechen.

Auch wenn Luxemburg von der Größe her klein ist, so ist doch nicht zu leugnen, dass, wenn das Jahresbudget an natürlichen Ressourcen in 47 Tagen verbraucht ist, der Mehrverbrauch in den verbleibenden 318 Tagen sicherlich zur globalen Erwärmung beiträgt. Die Tatsache, dass diese Überschreitung zum Teil auf das Betanken nicht-luxemburgischer Fahrzeuge zurückzuführen ist (wegen der niedrigeren Steuern), ändert daran nichts; Luxemburg bleibt in der Verantwortung. Jahrzehntelang wurde im Namen der unantastbaren 5 % des BIP, die nicht auf dem Altar der ökologischen Anstrengungen geopfert werden dürfen, das Übel fortgesetzt.

Da es an politischem Willen, an proaktiven und treibenden Kräften mangelt, begnügt sich Luxemburg mit dem Status quo, schläft auf seinem Geld und engagiert sich nur für wenige wichtige Dinge, die es ihm ermöglichen würden, eine Führungsrolle im Hinblick auf positive Auswirkungen auf das Klima zu übernehmen.

Es wird also interessant (oder vielleicht auch nur enttäuschend) sein zu sehen, welche konkreten Pläne und Verpflichtungen Luxemburg auf der COP26 macht. Es ist schwer zu glauben, denn wir wissen, dass unsere führenden Politiker sich auf kollektive Entscheidungsfindungspraktiken stützen, die direkt mit dem langsamen, hyperkonzertierten und letztlich ineffektiven Modus Operandi der EU-Institutionen übereinstimmen und diesem untergeordnet sind. Dennoch war es möglich, diese Schwerfälligkeit und Trägheit zu überwinden und in der COVID-19-Krise die nötige Beweglichkeit zu finden. Europa und die Mitgliedstaaten lieferten sich (im Wettbewerb mit/gegen andere Nationen) einen Sprint mit Ergebnissen, die unter den gegebenen Umständen alles andere als schlecht waren. Aber die abwartende Haltung ist nicht der richtige Weg.

Kollektive Intelligenz ist eine Stärke, aber zu viel Beratung führt zu Unentschlossenheit und Untätigkeit. Dies ist das Gegenteil von dem, was wir angesichts des bereits jetzt herrschenden Klimanotstands tun müssen, der bald mit einer (eindeutig latenten) Energie- und Sozialkrise einhergehen wird. Was also hält uns angesichts des Klimanotstands zurück und hindert uns daran, Maßnahmen zu ergreifen? Etwa das fehlende Gewicht des souveränen Volkes gegenüber der allmächtigen Wirtschaft und den Finanzen (die aber immer wieder zurechtgerückt werden müssen)? Der Unglaube und die Klimaskepsis? Die Angst, für ein Omelett Eier zerschlagen zu müssen? Um die Szenarien des sozioökonomischen Wandels in Gang zu setzen und die Folgen des Klimawandels zu antizipieren, ist kollektives Denken sicherlich nützlich und notwendig, aber die Entscheidungen müssen schnell, klar und eindeutig sein, und die Maßnahmen müssen pragmatisch sein und ohne Verzögerung oder Zweifel ergriffen werden.

In der Hoffnung, den Blickwinkel auf unseren Lebensstil allmählich zu verändern und Wege zur Verringerung oder gar Beseitigung übermäßiger CO2-Fußabdrücke vorzuschlagen, haben wir unseren politischen Vertretern 2019, vor der COVID-19-Krise, den folgenden Vorschlag unterbreitet. Die Relevanz dieses Vorschlags hat angesichts der jüngsten Krisen (Gesundheit, Klima, sozioökonomisch) zugenommen. Dies ist ein Beitrag zu dem Plan, den die Regierung im nächsten Herbst in Glasgow vorlegen muss!

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capability.coupons/WSL2en.pdf

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[1] Darüber hinaus muss man sich fragen ob Geld, ohne Bindung an landwirtschaftliche und realwirtschaftliche Grundbedürfnisse, nicht zum reinen Monopoly Spiel geworden ist. Ein simpler Austausch von digitalen Token und Papierscheinen im Dienste einer sinnfreien, weil von jeder Realität weit entfernten Ökonomie, welcher die aktuellen Machtakteure dennoch einen zentralen Platz einräumen - nicht zuletzt um das Volk beschäftigt zu halten und ihm die Illusion einer Kontinuität vorzuspiegeln, während die tatsächliche Welt um uns herum zusammen bricht. Jeder Epoche sein Panem et circences !
[2] cf [[http:www.ipcc.ch/site/assets/uploads/2021/08/IPCC_WGI-AR6-Press-Release_fr.pdf|www.ipcc.ch/site/assets/uploads/2021/08/IPCC_WGI-AR6-Press-Release_fr.pdf]]
[3] cf [[http:www.overshootday.org/newsroom/country-overshoot-days/|https://www.overshootday.org/newsroom/country-overshoot-days/]]